Transalp Zugspitze – Gardasee (Light-Variante)
  • 1/12 - Bilder zeigen
  • 1/12 - Bilder zeigen
  • 1/12 - Bilder zeigen
  • 1/12 - Bilder zeigen
  • 1/12 - Bilder zeigen
  • 1/12 - Bilder zeigen
  • 1/12 - Bilder zeigen
  • 1/12 - Bilder zeigen
  • 1/12 - Bilder zeigen
  • 1/12 - Bilder zeigen
  • 1/12 - Bilder zeigen
  • 1/12 - Bilder zeigen

Es ist Winter 2015/2016. Ich laufe mit meinem Nachbarn Richard, der mich bei den Vorbereitungen für meine beiden anstehenden Halbmarathons im März und April begleitet und darüber hinaus zu spüren glaubt, dass ich nach einem reisebezogen relativ ruhigen 2015 mal wieder für etwas Größeres fällig wäre: „Du wirst unruhig. Sieh zu, dass Du raus kommst, geh auf ein Himalaya-Trekking oder irgendwas in der Art.“ Etwas verblüfft über derart treffende Empathie lasse ich meinen Gedanken freien Lauf… beim nächsten Treffen mit ihm steht mein Entschluss: „Himalaya wird es nicht - ich fahre dieses Jahr noch eine Transalp.“ Von ihm mit einem wohlwollenden Grinsen abgesegnet, mache ich mich zuerst an die Halbmarathons, baue Ende April noch eine schöne Woche mit Frosch auf Zypern (inkl. Reisebericht!) ein und frische dort meine Bike-Kondition auf, bevor mich der Mai durch verschiedene Umstände etwas ausbremst. Mit meinem in der Zwischenzeit als Mitfahrer gewonnenen Bekannten Ricardo plane ich im Juni ein paar Touren in der Fränkischen Schweiz, um Höhenmeter zu trainieren – und stürze gleich bei der ersten Tour durch eine kurze Unaufmerksamkeit bei einem Blick nach hinten derart unintelligent auf den hinteren Rippenbereich, dass es knackt: fünf Wochen pausieren mit angebrochener Rippe. Bis zum Anreisetag bleibt mir somit nur abzuwarten und zu hoffen, dass die Fitness für die Light-Variante ausreichen wird, während Ricardo sich mit Spinning über Wasser hält und dann überwiegend die Sport-Version fährt.

Anreise

Der 24. Juli ist da, wir packen unsere eigenen Bikes auf’s Auto und kommen entspannt im beschaulichen Ehrwald am Fuß der Zugspitze an. Nachdem wir über 20 Teilnehmer auf der Tour sind, werden wir auf zwei verschiedene Hotels verteilt, belegen nach und nach die Zimmer und treffen uns abends mit den beiden Guides Lukas und Piotr von bikezone auf ein erstes Kennenlernen und typisch deftiges Essen in der Holzerstub'n oben im Ort. Nach dem Essen erfolgt die Ansage für die Light- und Sport-Touren für den ersten Tag; wir verteilen uns relativ gleichmäßig auf die beiden Varianten (ich fahre und beschreibe hier ausschließlich die Light-Variante) und beenden den ersten Abend mit Vorfreude auf die kommenden Momente. Das Wetter trägt eindeutig dazu bei - allen Regenvorhersagen zum Trotz haben wir eine 95 % trockene, warme Woche vor uns, die letzten drei Tage brauchen wir bei um die 28-30° unbedingt Sonnenmilch.

Tour 1

Am nächsten Morgen geht es nach gutem Frühstück und kurzer Einweisung also auf die erste Etappe von Ehrwald nach Kronburg ins Klösterle. Entgegen meiner Befürchtungen spüre ich die angeknackste Rippe auch unter Belastung kaum noch. Wir steigen nach kurzer Abfahrt über 12 km idyllische Waldwege gleichmäßig von 1.000 auf 1.300 m, und nach kurzem Durchatmen bei schwüler Wärme absolvieren wir mit unserem Guide Lukas noch ein kurzes Bremstraining, bevor es die nächsten 30 km fast durchgehend auf 720 m hinunter geht. 10 weitere km geht es sehr moderat bergan, bevor uns dann der letzte, steile Anstieg zum Klösterle hinauf noch einmal einiges abverlangt. Oben nach 52 km angekommen, wird wahlweise hervorragender Topfenstrudel, kühles Weizen oder - von einigen Unermüdlichen - der Aufstieg zur Kronburg in Angriff genommen...das Abendessen im Klösterle ist ausgedehnt, die Stimmung gut, der lokale Obstler als Absacker sehr zu empfehlen. Tipp: hier wird Eure Wäsche gratis durchgewaschen und getrocknet.

Tour 2

An diesem Morgen begegnet uns statistisch eher Unmögliches: während der ersten 8 km mit diversen kleineren Auf- und Abstiegen auf schönen Wald- und Radwegen um die 880 - 1.000 m-Marke hält uns eine dreimalige Vorderreifenpanne an ein und demselben Rad deutlich auf - wir nehmen diese zeitraubende Misere mit Humor und freuen uns, dass dies vor dem folgenden, steilen 200 m-Anstieg über kurze Distanz auf 1.100 m passiert ist - auf dieser Höhe mit fantastischen Panoramen bleiben wir die nächsten 6 km auf der alten Römerstraße Via Claudia Augusta, um uns dann über eine lange Abfahrt auf 750m fallen zu lassen. Zur Mittagspause im „Wilden Mann“ in Tösens bei KM 30 sind wir dann wieder langsam und gleichmäßig auf 900 m Höhe angekommen. Der Nachmittag gehört eher den asphaltierten Strecken - über Radwege und Straße kommen wir mit kurzem Abstecher in die Schweiz gemütlich über 18 km auf 1.000 m Höhe, um dann nach einem kurzen 100 m-Peak zum Üben in die 12 Kehren hinauf nach Nauders einzusteigen - 7 km konstante Steigung auf am Ende 1.400 m. Der leichte, kurze Sommerniesel am Ende ist willkommene Kühlung, und nachdem alle oben angekommen sind, lassen wir uns in den Ort hinunter rollen und spannen nach diesen nachmittäglichen 30 km aus. Tipp: Nauders ist der erste größere Ort mit Bankautomaten und Supermarkt.

Tour 3 (abweichend zur Beschreibung nicht 80 km, sondern nur 67,5 km)

Der Tag fängt für die Light-Gruppe nicht wirklich hart an und wird es auch am Ende nicht sein - die kurze Anfahrt zur Bergbahn in Nauders lässt uns lächeln, und wir lassen uns jeder einzeln mit dem Bike hinten an der Gondel die 750 Hm auf 2.100 m hinaufbringen, um der sich in Serpentinen unter uns hinauf kämpfenden Sport-Gruppe zuzuwinken. Oben angekommen erwartet uns nach kurzer Fahrt über Schotter ein jadefarbig schimmernder Bergsee zum ersten Fotostopp, bevor es dann über schöne Singletrails an den Panzersperren aus dem 1. Weltkrieg vorbei zu einem letzten Aussichtsfels mit umwerfendem Fernblick geht. Mit Jacken gegen Abfahrtskühle geht es dann rasant über 10 km auf Schottertrails und am Ende etwas Asphalt von 2.100 auf 1.500 m hinunter - die Bremsen sind deutlich zu riechen. Die Cappucinopause unten am Reschensee führt die  Sportgruppe zu uns, die zu unserem Spaß allerdings Einkehrverbot von Piotr verhängt bekommen haben... Wir bleiben weitere 15 km auf dieser Höhe, um uns dann an der Etsch und Apfelplantagen entlang noch einmal über 10 km auf 900 m hinunterrollen zu lassen und zur Mittagspause in der Krone in Laas anzukommen. Die Marillen-Topfenknödel sind ein wuchtiger Traum und lassen erahnen, warum die Krone im Gault&Millau erwähnt wird...die letzten 11 km zum Hotel nach Coldrano sind jedenfalls nicht geeignet, sie wieder abzuarbeiten ;) Das Hotel empfängt uns mit einem Indoorpool und Sauna zum Relaxen, was wir nach dem Gang zum schräg gegenüberliegenden Supermarkt und einer erfrischenden Dusche auch ausgiebig in Anspruch nehmen. Die von den Guides angepriesene Pizza ist tatsächlich sehr lecker, und zusammen mit den anderen Gängen des Menüs ist auch heute hoch wahrscheinlich wieder gerade einmal das Gewicht gehalten, aber sicher nichts abgenommen worden.

Tour 4 (abweichend von der Beschreibung nicht 60 km, sondern 87 km)

Der Morgen fängt wieder entspannt an - nach dem Einkauf von Lebensmitteln für das geplante Nachmittag-Picknick lassen wir uns über die ersten 25 km von 650 m auf  500 m heruntertreiben, um dann allerdings steil wieder auf 650m hinauf zu fahren, ein paar km auf dieser Höhe auf- und absteigen und dann sehr steil über nur 2 - 3 km fast 400 m Abfahrt genießen, bevor wir mittags in Meran, meinem persönlichen Städtehighlight auf dieser Transalp, ankommen. Ich nutze die Gelegenheit zu einem kurzen Abstecher ins Meraner Weinhaus, um mir ein paar lokale Weine als Souvenir nach Hause schicken zu lassen, und genieße danach mit der restlichen Gruppe das Eis an der Uferpromenade und den kleinen Rundgang durch die Stadt. Es geht sonnig weiter durch's Vinschgau an der Etsch entlang, und wir vertreiben uns die Zeit mit Windschatten-Fahren unter praller Sonne...dass es italienische Rennradfahrer nicht mögen, wenn ihnen drei MTB'ler auf einer langen Geraden mit einem Spurt folgen und sie dann auch noch der Reihe nach überholen, stellen wir mit einem Grinsen bei einem ebensolchen Test fest ;) Irgendwann merken wir dann allerdings, dass die gestern fehlenden 12,5 km heute mit 27 Zusatz-km „gebüßt“ werden müssen. Das Picknick verschiebt sich deutlich nach hinten, und statt nach 60 km Tagesstrecke am Ziel zu sein, bekommen wir einen Anstieg über 10 km von 250 m auf 600 m ans Herz gelegt...ausgehendes Wasser füllen wir an einer dörflichen Feuerwehr-Station nach, und nach letzten Anstiegs-Metern kommen wir endlich am Kalterer See an, um das verdiente Picknick und die Abkühlung am und im See zu genießen. Die letzten 17 km danach führen uns wieder auf 200 m zurück, und wir lassen uns abends entspannt in die Stühle des Hotel „Elefant“ in Auer fallen und den Tag ausklingen, woran uns auch der kleine Regenschauer während des Abendessens nicht hindert.

Tour 5

Die Passage aus dem Skript „...genießen wir die schnelle Fahrt entlang der Etsch nach Trento“ stimmt - allerdings ist man gut beraten, sich für die ersten 10 km auf einen direkten Anstieg um 400 m einzustellen, dem dann ein mehrstufiger Abstieg über 5 km auf wieder 400 m hinunter zurück auf 200 m folgt. Hat man dies im Aufwachmodus absolviert, steht den folgenden 35 km schneller Fahrt tatsächlich nichts mehr im Weg. ;) Die Strecke führt uns durch idyllische kleine Bergdörfer, über schöne Trails mit verschiedenen Anforderungen und sorgt so für einen abwechslungsreichen Tourtag, der nach 50 Tages-km vor dem Eiscafé Grom auf dem Marktplatz in Trento endet. Bacio und Fior di Latte im Becher machen sich extrem gut zur Abkühlung, und nachdem wir entspannt im nahe gelegenen Hotel eingecheckt haben, machen wir uns auf den Weg und erkunden die Stadt in kleineren Grüppchen auf eigene Faust. Das Abendessen im Hotel hinter uns, gehen wir dann noch einmal mit unseren Guides auf einen Vino zum Marktplatz zurück und lassen die bisherigen Erlebnisse Revue passieren.

Tour 6

Etwas Wehmut schwingt mit, als wir uns das letzte Mal auf dieser Tour auf die Räder setzen...das Ziel Riva del Garda vor Augen, machen wir uns auf die 58 km lange Schlussetappe, die zu einem „Best of“ werden soll: die ersten 10km dürfen wir uns bei schwüler Hitze leise fluchend von 200m auf 800m hinauf arbeiten, genießen de letzten Fernblick über ganz Trento und Umgebung plus einen Cappucino in einem kleinen Bergdörfchen und rollen dann 6km auf 400m hinunter, bevor es noch einmal 100m hinauf geht. Wir gehen auf 250m herab und treffen kurz nach Padergnone im Giardino delle Spezie zur Mittagsrast auf unsere Sport-Gruppe, die sich vor uns wieder auf den Weg machen. Nach Genuß der uns von Guide Piotr warm empfohlenen Pizza „Anna“ geht es weiter, wir fahren schöne Trails als auch asphaltierte Wege und treffen dann vor Arco auf einem Trail wieder auf die Sportler, um den Rest der Tour gemeinsam zu Ende zu fahren. Der Eisstopp in Arco ist uns allen mehr als willkommen, und dann können wir den Lago di Garda fast schon riechen - über enge und bevölkerte Radwege geht es über Linfano an das Seeufer, und endlich in Riva angekommen, gibt es kein Halten mehr - wir stoßen mit dem noch schnell im Supermarkt beschafften Bier an und springen in Bike-Klamotten in den Lago, um unseren Erfolg zu feiern. Der Check-In im Hotel La Perla geht zügig, während des Abendessens im Restaurant Villa Araci wird die Transalp gemeinsam weiter gefeiert und anschließend in der Sailing Bar bei diversen Cocktails und ausgelassener Stimmung gebührend beendet...

Abreise

Und als ob es so gebucht war: nach einer auch wetterbezogen traumhaften Woche bringt der Abreisemorgen satten Platzregen - die Bikes kommen auf den Trailer hinter dem Reisebus, das Gepäck wird verladen, und in knapp 5 Std. sind wir dann wieder in Ehrwald, um uns dort endgültig voneinander zu verabschieden und in unsere dort geparkten Autos zu steigen.

Resumée

Eine mit 4.920 Hm und 377 km (Zertifikat) ideale Einsteiger-Transalp, sehr souverän und mit viel Humor geführt von unserem in Bezug auf Rad, Technik und Führung angenehm kompetenten Guide Lukas; die Unterkünfte sind allesamt entspannt guter bis besserer Standard und damit völlig ok, das Essen in den Hotels als auch bei den Stopps unterwegs war ebenfalls mindestens gut, z. T. höheres Niveau. Etwas Grundkondition sollte man allerdings wirklich mitbringen, sonst wird aus „light“ schnell „tough“. Auch mein Mitfahrer Ricardo, der überwiegend die Sport-Version wählte, fuhr mehr als begeistert neben mir zurück und war sowohl mit der Tourgestaltung an sich als auch mit dem Sport-Guide Piotr sehr zufrieden. Alles in allem also: machen! ;)

PS. angegebene Werte sind mit Garmin GPS (nicht Barometer) gemessen - deshalb bewusst keine HM-Angaben von mir -> siehe Skript Frosch/bikezone.

Alle Reiseberichte zum Reiseziel "MTB-Transalp von der Zugspitze zum Gardasee"

Schickt uns eure Urlaubserinnerungen

Wir veröffentlichen Eure Reiseberichte an dieser Stelle. Für Eure Mühe belohnen wir Euch mit einem Reisegutschein In Höhe von 75,- EUR. Sendet uns eine kurze E-Mail zu welchem Urlaubsziel Ihr schreiben möchtet und wir setzen uns umgehend mit Euch In Verbindung, um die Details zu klären.

Jetzt schreiben