Reisebericht: Familien-Aktivreise im Naturparadies Masuren
Genau genommen war unsere Reise nach Masuren keine klassische Frosch-Gruppenreise. Die Teilnehmenden hatten über insgesamt drei verschiedene Reiseanbieter gebucht, und die Reise selbst wurde von innaTOURa organisiert. Das ist ein Reiseanbieter, der sich auf Natur- und Erlebnisreisen in Polen spezialisiert hat. Unsere Mitreisenden bildeten deshalb vielleicht nicht das typische Frosch-Publikum ab, wie ich es bei meinen bisherigen Frosch-Reisen kennen gelernt hatte (ich war 2022 auf Samos und 2023 auf der Chalkidiki, beide Male mit lauter alleinreisenden Frauen zwischen 35 und 60, beide Male standen Yoga und Wandern im Mittelpunkt). Mit unseren 55 Jahren waren mein Mann Christoph und ich dieses Mal tatsächlich die Jüngsten in der Gruppe, und außer zwei gemeinsam reisenden Freundinnen waren alle Teilnehmenden Pärchen. Doch das ist eigentlich nur eine Randnotiz, denn die Reise selbst war super!
Zwischenstopp in Warschau
Der gemeinsame Trip startete in Berlin, wo wir von eine innaTOURa-Mitarbeiterin in Empfang genommen wurden und unsere Bahntickets für die Weiterreise nach Warschau ausgehändigt bekamen. In Warschau erwartete uns unser großartiger polnischer Reiseleiter Andrzej, der hervorragend Deutsch spricht und uns in den folgenden anderthalb Wochen nicht nur das Kajakpaddeln beibrachte und unsere Radtouren und Wanderungen begleitete, sondern auch sein schier unerschöpfliches Wissen über die Region, ihre Geschichte und ihre Eigenheiten mit uns teilte.
Allgegenwärtige Geschichte
Nach einer Übernachtung in Warschau hatten wir bei einem halbtägigen geführten Stadtspaziergang die Möglichkeit, die polnische Hauptstadt ein wenig zu erkunden. Natürlich ist das viel zu kurz, um wirklich einzutauchen und eine Metropole kennen zu lernen. Doch als Auftakt für die Weiterreise nach Masuren, wo die dunklen Kapitel deutscher Geschichte, Flucht und Vertreibung noch immer allgegenwärtig sind, ist es nicht verkehrt, einmal u. a. die Gedenkstätte zum Aufstand im Warschauer Ghetto zu besuchen.
Einsteigerkurs im Kajakpaddeln
Am Nachmittag ging es dann per Kleinbus weiter zu unserem ersten Hotel in Masuren. Das kleine Hotel Habenda liegt in dem kleinen Dorf Krutyn, ganz in der Nähe des Flusses Krutynia, den wir in den kommenden drei Tagen per Kajak erkunden durften. Niemand aus unserer Gruppe hatte Erfahrung mit dem Kajak, doch das war ganz egal. Denn Andrzej erklärte uns geduldig, wie man unfallfrei ins Zweier-Kajak ein- und aussteigt, wie man dreht und wendet – und vor allem, wie man geradeaus fährt, ohne das Kajak ständig unfreiwillig ins Schilf am Uferrand zu steuern. Das klappte auch erstaunlich gut, sodass wir uns nach einer Weile nicht mehr ausschließlich auf die Kajak-Technik konzentrieren mussten, sondern Augen für die unglaublich schöne Natur um uns herum hatten.
Traumhafte Natur entlang der Krutynia
Die Krutynia schlängelt sich durch eine Kette von Seen, mal eng eingesäumt, mal weit geöffnet, sodass sich hinter jeder Biegung eine neue Szenerie auftut. Dichte Waldstreifen reichen oft bis ans Wasser heran. Überhängende Äste spenden Schatten, Schilfgürtel und Seerosenfelder rahmen die Ufer. In den klaren, langsam strömenden Abschnitten sieht man verschiedene Wasserpflanzen und Teichrosen, während über dem Wasser Libellen (und leider auch ziemlich viele Bremsen) schwirren. Während der mehrstündigen Paddeltouren (jeweils zwischen 12 und 18 km Strecke) machten wir immer wieder mal Halt, um zu baden oder eine Picknickpause einzulegen. Einfach traumhaft! Wer dieses Flüsschen einmal zu Wasser erkundet hat, wundert sich auch nicht mehr darüber, dass auf den masurischen Straßen fast mehr Lieferwagen mit Kajakanhängern als reguläre PkW unterwegs sind. Kajakfahren ist dort wirklich ein ganz zentraler Tourismusfaktor.
Radeln entlang von Seen und Wäldern
Nach drei Tagen mit ausgedehnten Kajaktouren wechselten wir dann aufs Fahrrad. Wir hatten schon bei der Buchung unsere jeweilige Körpergröße angegeben, sodass der örtliche Fahrradverleih für alle ordentliche Fahrräder in passender Größe vorbeibrachte. Drei Mitreisende schwangen sich auf E-Bikes, die übrigen verließen sich ausschließlich auf ihre Muskelkraft. Bei unseren Radtouren (jeweils ca. 48 bis 65 km) umrundeten wir Seen, radelten durch den masurischen Landschaftspark, begegneten fleißigen Pilzsammlern, steuerten unterwegs verschiedene kleine Hafenstädtchen an und besichtigten die eine oder andere Kirche. Da die Mitglieder unserer Gruppe unterschiedlich schnell unterwegs waren, hieß es von Andrzej desöfteren: „Fahrt schon mal vor bis zur nächsten großen Kreuzung, das sind etwa 5 km, da treffen wir uns dann!“
Tolle Unterstützung nach einem blöden Unfall
So konnten alle in ihrem eigenen Tempo radeln, ohne dass die Gruppe auseinanderfiel. Leider hatte eine Mitreisende gleich bei der ersten Fahrradtour großes Pech: Sie stürzte, fiel unglücklich auf ihren Oberarm und zog sich eine komplizierte Fraktur zu. Sie und ihr Mann mussten die Reise abbrechen und nach Hause fahren, wo der Bruch ein paar Tage später operiert wurde. Bei der Organisation der unfreiwilligen Rückreise wurden die beiden allerdings von Andrzej toll unterstützt, der bis in den Abend hinein mit dem Reiseveranstalter und ortsansässigen Busfahrern hin- und hertelefonierte, bis schließlich ein Transfer nach Warschau organisiert war.
Perfekte Kulisse für einen chilligen Ruhetag
Nach drei ausgedehnten Fahrradtouren stand am neunten Tag ein Ruhetag auf dem Programm. Wir waren zwischenzeitlich in unserer zweiten Unterkunft in Rybical einquartiert, die direkt an einem Badesee gelegen ist und über eine tolle Panorama-Terrasse und auch eine Außensauna sowie Tretboote und Kajaks zur freien Benutzung verfügt. In der Lobby standen ein Tischkicker und ein Billard-Tisch – also alles perfekt für einen Tag ohne fixe Agenda.
Bei Dauerregen lieber den Bus genommen
Am vorletzten Tag hätte eigentlich eine weitere Radtour auf dem Programm gestanden, die uns zunächst zu einer Keramik-Manufaktur führen sollte, in der u. a. handgefertigte Kachelöfen produziert werden. Von dort aus sollte uns der Bus samt unserer Fahrräder zum Museum fu¨r Volkskultur in Wegorzewo bringen, von da aus wären wir dann weiter bis zur Wolfsschanze – Adolf Hitlers Hauptquartier im Osten und heute Gedenkstätte fu¨r die Attentäter des 20. Juli 1944 – geradelt und von dort aus mit dem Bus ca. eine Stunde zurück ins Hotel gefahren. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Es regnete fast ununterbrochen. Die Aussicht, durchnässt ein Museum zu besichtigen und nochmal klatschnass eine Stunde im Bus zu hocken, war nicht sonderlich verlockend. Zum Glück konnte Andrzej den Tag so umplanen, dass wir alle Strecken mit dem Bus bzw. mit einem kurzfristig dazugebuchten Taxi erledigen konnten.
Wandern durch Wälder, Wiesen und Felder
Am letzten Tag unserer Reise waren wir noch einmal zu Fuß unterwegs: Die Wanderung (ca. 17 km) führte uns von unserer Unterkunft aus bei bedecktem Himmel durch den Wald, am Ufer des Talty-Sees entlang und an Wiesen und Feldern vorbei bis nach Mikolajki. Hier sammelten uns nach einer Kaffeepause zwei Taxen wieder ein und brachten uns zurück ins Hotel. Ein letztes gemeinsames Abendessen – und dann hieß es auch schon wieder Kofferpacken, Getränkerechnung bezahlen, fertigmachen für die Heimreise. Die war dann auf den letzten Metern sogar noch mit einigem Nervenkitzel verbunden, denn der Bus, der uns frühmorgens nach Warschau bringen sollte, zog sich auf der Schlaglochpiste unmittelbar vor dem Hotel einen Achsbruch zu und konnte nicht weiterfahren. Wieder war Andrzejs Organisationstalent gefragt – und zum Glück gelang es ihm, rechtzeitig noch einen Busunternehmer ausfindig zu machen, der einsprang und uns vier Stunden nach Warschau kutschierte. Wir kamen rechtzeitig an, um unseren Zug nach Berlin zu erwischen, von dort aus ging es dann weiter nach Hamburg und nach Hause.
Klare Empfehlung für die Aktivreise Masuren
Mein Fazit: Ich kann die Aktivreise nach Masuren definitiv empfehlen. Man sollte ein bisschen sportliche Kondition (weniger fürs Kajakfahren, mehr fürs Radeln und Wandern), historisches Interesse, regenfeste Kleidung (das Wetter kann doch recht wechselhaft sein) und ausreichend Mückenspray mitbringen. Besonders berührt hat mich die Begegnung mit der 94-jährigen Frau Brigitta, die als Ostpreußin das Hotel Habenda in Krutyn aufgebaut hat und uns an einem der Abende dort aus ihrem Leben erzählte. Aber auch ein Besuch des kleinen Friedhofs von Krutyn, wo ein Großteil der Gräber – auch der weit nach dem Zweiten Weltkrieg Verstorbenen – deutsche Namen trägt. Aufgewühlt haben mich die Besuche im ehemaligen Warschauer Ghetto und an der Wolfsschanze. Diese beiden Orte führen einem ungeheuer plastisch vor Augen, was für eine monströse und menschenverachtende Ideologie der deutsche Nationalsozialismus war und welche weitreichenden Folgen er insbesondere für die Menschen in Polen hatte. Beeindruckt hat mich die wunderschöne und weitgehend unberührte Natur in Masuren. Es tut einfach gut, sich in so einer traumhaften Landschaft an der frischen Luft zu bewegen und ruhige Nächte ohne Straßen- oder sonstigen Lärm zu genießen. Und gefreut hat mich, wie schön sich unsere aus Thüringen, Norddeutschland und der Schweiz zusammengewürfelte Gruppe plus unserem polnischen Reiseleiter zusammengefunden hat. Vielen Dank für die schöne gemeinsame Zeit!
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