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Die Seetang-Bäuerinnen von Sansibar
  • Die Seetang-Bäuerinnen von Sansibar - "Wakulima wa Mwani" in der Landessprache Swahili. (c) Shutterstock.com
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  • Die Seetang-Plantagen reichen viele hundert Meter weit ins Meer hinein.
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Frauen in den Küstendörfern von Sansibar sind Gärtnerinnen der besonderen Art. Ihre Felder liegen viele Stunden am Tag unter Wasser: Sie ernten Seegras.

Pro Jahr werden damit knapp acht Millionen US-Dollar umgesetzt, nur der Tourismus und Gewürznelken sind auf Sansibar wirtschaftlich wichtiger als Seetang: Mehr als 23.000 Bauern der 1,3-Millionen-Einwohner-Insel ernten den Seetang an der Küste der Insel. 90 Prozent von ihnen sind Frauen - "Wakulima wa Mwani", wie die Seetang-Bäuerinnen in der Landessprache Swahili genannt werden.

Und Seetang ist auf dem Weltmarkt heiß begehrt: Aus ihm wird Gelatine, Medikamente, Kosmetika und Nahrungsmittel gemacht, letzteres vor allem für den asiatischen Raum.

Philipinischer Seetang an Sansibars Küste

Vor 20 Jahren hatten Fremde die Pflanzen aus den Philippinen mitgebracht. Seither werden diese vor der ostafrikanischen Insel kultiviert. Der warme, salzige indische Ozean nährt die Seetang-Pflanzen besonders gut, außerdem hilft der große Tidenhub von bis zu vier Meter beim Wachstum.

Sobald sich das Wasser vom Strand zurückgezogen hat, gehen die Seetang-Bäuerinnen hinaus aufs Feld. Die bunten Kanga-Tücher aus hauchdünner Baumwolle schützen Haut und Kopf vor der Sonne. Die Frauen stecken Reihen aus Holzpflöcken in den sandigen Wattboden, verbinden diese mit Nylonschnüren oder Fischgarn. Erst dann werden die Setzlinge gesteckt, die meist von großen Pflanzen stammen.

Grün, braun und lila schimmern die Algenarme im türkisfarbenen Meer. Ihre Dicke gibt Auskunft über den Reifegrad. Drei bis vier Wochen Zeit brauchen die Pflanzen mindestens, ehe sie geerntet werden können. Dann tragen die Seetang-Bäuerinnen sie in Säcken und als Büschel zurück ins Dorf, wo sie zum Trocknen in der Sonne ausgelegt werden.

Jambiani, wo alles begann (oder auch heute noch beginnt)

Das Dorf Jambiani ist nicht nur Start unseres Biketrekkings - hier, im Süden der Insel, haben Bauern als erstes mit der Zucht von Seealgen begonnen. Das war am Anfang sogar so viel, dass auch die Männer mit auf die Felder gehen mussten. 

Dem ganzen Dorf brachte der Seetang-Anbau Wohlstand - und den Frauen, die so ganz erheblich mit zum Familien-Einkommen beitrugen – Selbstbewusstsein. Der Ertrag, um Rücklagen für ein Haus aus Stein zu sammeln oder die Dächer aus Palmblättern durch Wellblech zu ersetzen. 

Doch in den letzten Jahren sind die Preise beim Seetang-Export stark gesunken, so dass im Jahr 2006 trat die "Zanzibar Seaweed Cluster Initiative" (ZaSCI) auf den Plan, die gemeinsam vom "Institute of Marine Sciences" in Sansibar und der Regierung betrieben wird. 

Durch die Initiative haben die Bäuerinnen gelernt, wie sie Wertsteigerungen für den Seetang erzielen - nämlich, indem sie diesen vor Ort zu Seifen, Puder, Massageöl, Kuchen und Keksen verarbeiten, z. B. im Seadweed Center in Paje. So können die Seetang-Produkte sogar über Onlineshops nach Europa verkauft werden - und sind bei Touristen natürlich auch beliebte Souvenirs. 

Klimawandel lässt Algen sterben

Eine Bedrohung für das Geschäft der Seetang-Bäuerinnen von Sansibar ist aber der Klimawandel. Die flachen Küsten und die hohen Gezeitenunterschiede bieten an und für sich ideale Voraussetzungen für die Gärten im Indischen Ozean. 

Steigende Meerestemperaturen führen aber immer häufiger zu bakteriellen Infektionen, die viele Algen nicht überstehen. Die Temperaturen im seichten Wasser haben seit den 1990er-Jahren von unter 30 Grad auf etwa 38 Grad zugenommen. 

Lösungen gibt es kaum: Die Bäuerinnen experimentieren mit neuen Seetang-Arten, die die höheren Temperaturen besser verkraften. Beliebte Sorten wachsen jedoch nur noch dort, wo das Wasser tiefer und daher kühler ist. Viele Frauen mussten daher ihre Arbeit aufgeben; so sind heute nur noch 150 statt wie zu Beginn 450 Bäuerinnen in Paje.